Niemand kann für dich wissen.
Niemand kann für dich wachsen.
Niemand kann für dich suchen.
Niemand kann für dich tun, was du selbst tun musst.
Die Existenz erlaubt keine Stellvertreter.
(Jorge Bucay)

Kommunikation mit dem Partner

Eine ehrliche Kommunikation und die Bereitschaft sich zu öffnen ist die Basis einer Beziehung. Unstimmigkeiten, Spannungen oder Konflikte entstehen, wenn wichtige Themen tabuisiert oder mit Vorwürfen angesprochen werden.

Beispiel:
Frau M. kommt vom Einkaufen und hat Getränkekästen mitgebracht. Da sie zu schwer sind, lässt sie diese im Erdgeschoss stehen. Ohne etwas zu sagen, erwartet Frau M., dass ihr Partner die Kästen nach oben trägt. Geschieht dies nicht, reagieren bedürftige Menschen mit Aussagen:
„Du nimmst mich und meine Bemühungen wieder nicht wahr, ich habe schon alle Einkäufe nach oben geschleppt. Was soll ich denn noch alles selber machen. Du hast keine Ahnung, was ich hier alles erledigen muss. Jetzt kannst du wenigsten die Kästen selbst hochtragen!“

Tipp:
Drücken Sie sich klar und ohne Vorwurf aus. Im Erdgeschoss stehen noch Getränkekästen. Kannst du sie mir bitte hochtragen. Danke.

Beispiel:
Frau M. schreibt auf ihrem Handy eine Nachricht und erwartet, dass der Empfänger zeitnah antwortet. Trifft dies nicht ein, machen sich blitzartig negative Glaubenssätze, verbunden mit inneren Bildern in ihrem Kopf breit:

„Der nimmt mich nicht ernst, der mag mich nicht, dem bin ich egal, der macht sich nicht einmal die Mühe, mir zu antworten, der kann mir gleich ins Gesicht sagen, dass ich eine Null bin.“

 Und schon sind Ängste, Spannungen und Konflikte in vollem Gange und verstärken sich, wenn Sie folgendermaßen auf Ihren Partner reagieren:
„Ich hab schon kapiert, dass ich dir gleichgültig bin.  Mein Gefühl, unwichtig zu sein,  habe ich dir zu verdanken – danke dafür!“

Mit dieser Ausrichtung bzw. Haltung gehen Sie nicht in Ihre eigene Verantwortung, sondern sehen sich als Opfer. Dadurch geben Sie Ihre Selbstbestimmung aus der Hand und fühlen sich ohnmächtig, ausgeliefert und hilflos. Ihre Erwartungen sind nicht erfüllt worden und Sie versuchen aus der Angst heraus, Ihren Partner zu manipulieren.

Wir reagieren auf unsere Interpretationen und nicht auf die tatsächliche Realität. Hier empfehle ich, einen tiefen Atemzug zu nehmen und sich imaginär auf einen Hügel zu stellen. Von dort aus sehen Sie die Situation mit etwas Abstand. Sie wenden sich Ihrem inneren Erwachsenen bewusst zu und erkennen, dass Ihre Überzeugungen zu ihrem verletzten inneren Kind gehören.

Menschen, die mit ihrem inneren Kind identifiziert sind, neigen dazu, anderen negative Gedanken zu unterstellen. Ihr schwaches Selbstwertgefühl trägt einen großen Teil dazu bei.

Beispiel:
Frau M. erzählt ihrem Partner: „Heute Morgen hat mich unsere Nachbarin schon wieder so blöd angegrinst. So eine blöde Kuh. Die denkt wohl, ich merke das nicht, was sie damit ausdrücken will. Sie kann mir gleich ins Gesicht sagen, dass sie mich blöd findet.“

Frau M. hat in ihrer Wahrnehmung den Gedanken nicht abrufbereit, dass andere Menschen positiv über sie denken könnten und dass das Grinsen vielleicht ein Lächeln ist, das eine warmherzige Geste ausstrahlen sollte.

Es geht immer um das Gleiche. Kommt Ihnen die Situation bekannt vor, dann hinterfragen Sie Ihre Glaubenssätze und arbeiten Sie mit Ihrem inneren Kind.

Tipp:
Setzten Sie sich mit Ihrem Partner/ vertrauten Freunden zusammen und schildern ihnen Ihre Gefühle, Gedanken und Ängste. Erzählen Sie nur von sich, wie es Ihnen geht, ohne Schuldzuweisungen auszuteilen:

„Wenn du mir nicht bald antwortest, dann fühle ich mich ausgeschlossen. Das erzeugt in mir traurige und einsame Gefühle. Ich weiß von meinen inneren Kind-Übungen die Ursache meines Verhaltens. Ich bleibe dran und bemühe mich, diese seelischen Wunden zu lindern und zu heilen.“

Eine authentische Kommunikation, die aus dem Herzen kommt, ist immer hilfreich und lässt Nähe und Zweisamkeit entstehen.

Während dieses Austauschs erhält auch Ihr Partner die Möglichkeit Ihnen s e i n e Empfindungen mitzuteilen, die er aufgrund Ihres bedürftigen Verhaltens durchlebt. Diese Kommunikation ist sehr heilsam und nährt die Beziehung auf authentische Weise.

Freunde und Bekannte interviewen

Werden Sie sich Ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst. Interviewen Sie ausgewählte Menschen und fragen Sie diese nach ihren Einschätzungen:

„Was mögt Ihr an mir?“

„Welche Eigenschaften schätzt Ihr an mir?“

„Welches Treffen mit mir hat Euch besonders gefallen?“

Sie werden über die positiven Resultate erstaunt sein, und das Zutrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten wird stetig wachsen.

Authentisch und ehrlich sein

Authentizität bedeutet, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein, seine Emotionen und Gedanken zu erkennen, um sie dann angemessen zu kommunizieren.

Menschen mit emotional abhängigen Tendenzen neigen dazu, sich lieber zu verbiegen, um einen gewissen Nutzen dafür zu bekommen, anstatt sich ehrlich zu zeigen. Die Ursachen wurden bereits ausführlich aufgeführt.

Authentizität und Ehrlichkeit fängt zuerst bei uns selbst an. Sie fühlen Ihre Emotion und akzeptieren Sie.

Emotion:     „Ich bin enttäuscht, dass mein Freund die Kinokarten vergessen hat.“
Akzeptanz: „Das ist jetzt eben so.“
Ehrlichkeit: „Ich hätte mit ihm so gerne heute diesen Film gesehen und habe mich sehr darauf gefreut.“

Diese ehrliche innere Haltung ist eine authentische Reaktion.

Die gespielte – falsche – Variante zeigt sich folgendermaßen:

Ich verstelle mich, um meine Enttäuschung nicht zu zeigen, damit mein Partner meine Schwäche nicht erkennt.

„Ach, das macht mir gar nichts aus. Es ist doch nicht wichtig“

Bringen Sie den Mut auf, mit Ehrlichkeit sich selbst und den anderen zu begegnen.

Ein imaginärer Helfer leistet auch hier gute Dienste. Holen Sie sich Unterstützung, indem Sie Ihren imaginären Begleiter an Ihre Seite stellen. Und wenn Sie sich dabei ertappen, Ihre Bedürfnisse zu unterdrücken, ist er auch hier für Sie da. Der Umgang mit dem imaginären Helfer wurde bereits beschrieben.

Dankbarkeitsbüchlein führen

Was ist ein Dankbarkeitsbuch?

Es ist ein einfaches Handwerkzeug, mit positiven Effekten, inklusive Erfolgserlebnissen. Ihr Fokus liegt auf positiv erlebten Gedanken und Situationen. Was ist mir heute Gutes aufgefallen, über was habe ich mich gefreut? Meist sind es Kleinigkeiten, die uns, ohne Aufmerksamkeit, nicht auffallen würden. Somit erhalten Sie einen gezielten Blickwinkel, es bringt Sie zum Nachdenken, wofür Sie in Ihrem Leben dankbar sein können.

Beispiel:
Ich bin dankbar für das leckere Mittagessen.
Ich bin dankbar für das offene Gespräch mit meinem Partner.
Ich bin dankbar für die Hilfsbereitschaft meiner Freunde.
Ich bin dankbar, dass ich mir selbst einen zauberhaften Blumenstrauß gekauft habe.
Ich bin dankbar, für das gegenseitige wachsende Verständnis zwischen mir und meinem Partner.
Ich bin dankbar für meinen Lieblingsbäcker um die Ecke.

Dankbarkeit ist für manche Menschen anfangs nicht leicht anzunehmen. Bevor Sie die Übung weglassen, schreiben Sie:

Das aufmunternde Lächeln meiner Kollegin hat mir gutgetan.
Die nette Frau in der Buchhandlung hat mich perfekt beraten.
Der Kontakt mit meinem inneren Kind, die spürbare Erleichterung und Freude.
In der Arbeit habe ich mich heute sicherer gefühlt.
Meine Stimmung war heute viel optimistischer, das war ein tolles Gefühl.

 Vorgehensweise:

Suchen Sie sich ein kleines Buch oder Notizheft aus, dass Sie besonders schön finden. Sie schreiben jeden Tag ca. fünf positive Gedanken auf. Das Aufschreiben bringt schon recht viel. Noch heilsamer ist es, wenn Sie danach Ihren Text nochmals lesen und die Situation detailliert fühlen. Studien haben ergeben: Je intensiver wir ein Gefühl fühlen, umso deutlicher bleibt es in unserem Gedächtnis verankert.

Ein guter Zeitpunkt ist vor dem Schlafengehen, da Sie mit diesen positiven Gefühlen einschlafen und die negativen Erlebnisse verlieren an Bedeutung.

Ein kleines Büchlein hat den Vorteil, dass es in die (Hand) Tasche passt und Sie auch während des Tages kurze Notizen eintragen können. Am Abend haben wir erfahrungsgemäß wieder viel vergessen.

Denken Sie daran, das Büchlein wieder herauszunehmen und auf Ihren Nachttisch zu legen, damit Sie Ihre Dankbarkeitsnotizen abends nicht vergessen aufzuschreiben.

Probieren Sie aus, welcher Zeitpunkt für Sie der Beste ist. Einige meiner Klienten schreiben lieber am Nachmittag, da sie zu diesem Zeitpunkt noch fit sind.

Oder Sie lassen vor dem Einschlafen, wenn Sie die Augen geschlossen haben, Ihre positiven Momente nochmal vorbeiziehen und freuen sich daran. Dieser Übergang in den Schlaf ist bestimmt angenehmer als mit ärgerlichen und sorgenvollen Emotionen einzuschlafen.

Finden Sie Ihren persönlichen Weg. Ausschlaggebend ist, dass Sie nach ein paar Tagen nicht aufgeben. Der wohlbekannte Schlendrian ist uns allen vertraut: „Ach, heute war so ein langer Tag, jetzt bin ich müde, ich schreibe morgen wieder.“

Wichtig ist, dass Sie dranbleiben. Nach ca. drei Wochen wird Ihnen auffallen, dass es Ihnen leichter fällt, positive Situation zu erkennen und sich daran zu freuen.

Wohltuend ist es auch, frühere Notizen zu lesen und in schönen Erinnerungen zu schwelgen.

Kleine Zettel zum Aufschreiben bieten sich ebenfalls an. Geben Sie diese in ein repräsentatives Glas und Ihnen wird auch visuell bewusst, wie viel positive Ereignisse in Ihrem Leben vorhanden sind.

Falls Sie sich dabei blöd vorkommen, das macht nichts, es vergeht, sobald Sie damit gute Erfahrungen sammeln.

Eine bekannte Studie des Psychologen Robert Emmons über Dankbarkeit ergab, dass die Probanden messbar mehr Lebensfreude und Optimismus empfanden, besser schliefen, weniger körperliche Beschwerden hatten und sich gesünder und kräftiger fühlten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Ihre Aufmerksamkeit nicht vorwiegend an negativen Gedanken hängenbleibt, sondern Sie achtsamer durch den Alltag gehen und auch kleine wohltuende Dinge, die Sie bisher nicht wahrgenommen haben, schätzen.

Dankbarkeit regt innere Zufriedenheit an und lässt uns gelassener durch den Tag gehen.

Nicht die Glücklichen sind dankbar,
es sind die Dankbaren, die glücklich sind.
Francis Bacon (1561-1626)

Freizeit

Füllen Sie Ihre Freizeit mit Unternehmungen, die nur alleine für Sie sind und bei denen Sie sich wohl fühlen. Sie müssen hier niemanden gefallen, sich nicht besonders anstrengen oder etwas ausführen, worauf Sie gar keine Lust haben.
Spüren Sie das Gefühl, auch alleine aufbauende und schöne Erfahrungen zu erleben.

„Ich verbinde mich mit meinen Bedürfnissen, werde Gestalter meines Lebens und fange an darauf zu achten, was mir mein Körper sagt. Dadurch werde ich wieder lebendig.“ Gerald Hüther, dt. Neurobiologe und Gehirnforscher

Von Herzen wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, ein Gefühl von Entlastung und Zufriedenheit.